In der Welt der API-Entwicklung stehen Entwickler häufig vor der
Entscheidung, welches Kommunikationsprotokoll am besten für ihre
Anwendung geeignet ist. Zwei der beliebtesten Ansätze sind
gRPC und REST. Beide Technologien
haben ihre eigenen Stärken und Schwächen und sind für unterschiedliche
Anwendungsfälle optimiert. In diesem Kapitel vergleichen wir gRPC und
REST hinsichtlich ihrer Architektur, Leistung,
Entwicklungsfreundlichkeit, Skalierbarkeit und anderer relevanter
Aspekte, um Ihnen bei der Auswahl des geeigneten Protokolls für Ihr
Projekt zu helfen.
17.2 Architekturvergleich
gRPC
Architekturstil: Remote Procedure Call (RPC)
Datenformat: Protocol Buffers (binär)
Transportprotokoll: HTTP/2
Kommunikationsmodell: Unterstützt Unary, Server
Streaming, Client Streaming und Bidirektionales Streaming
Interface Definition: .proto-Dateien
zur Definition von Diensten und Nachrichten
REST
Architekturstil: Representational State Transfer
(REST)
Datenformat: Meistens JSON oder XML
(textbasiert)
Transportprotokoll: HTTP/1.1 oder HTTP/2
Kommunikationsmodell: Anfrage-Antwort-Muster (GET,
POST, PUT, DELETE, etc.)
Interface Definition: OpenAPI/Swagger zur
Dokumentation (optional)
17.3 Leistungsvergleich
gRPC
Effizienz: Durch das binäre Protobuf-Format und
HTTP/2 bietet gRPC eine höhere Effizienz bei der Datenübertragung und
geringere Latenzzeiten.
Durchsatz: Besserer Durchsatz dank Komprimierung
und Multiplexing von HTTP/2.
Ressourcenverbrauch: Weniger Bandbreite und
geringerer CPU-Verbrauch bei der Serialisierung und
Deserialisierung.
REST
Effizienz: Textbasiertes JSON-Format kann bei
großen Datenmengen mehr Bandbreite beanspruchen.
Durchsatz: HTTP/1.1 hat Einschränkungen im
Vergleich zu HTTP/2, aber HTTP/2 kann auch für REST genutzt werden.
Ressourcenverbrauch: Höherer CPU- und
Bandbreitenverbrauch bei der Verarbeitung von JSON im Vergleich zu
Protobuf.
17.4
Entwicklungsfreundlichkeit
gRPC
Stub-Generierung: Automatische Generierung von
Client- und Server-Stubs aus .proto-Dateien erleichtert die
Implementierung und reduziert Fehler.
Typensicherheit: Starke Typisierung durch Protobuf
sorgt für mehr Sicherheit zur Compile-Zeit.
Code-Generierung: Unterstützt viele
Programmiersprachen, was die plattformübergreifende Entwicklung
erleichtert.
REST
Flexibilität: Kein festes Schema erforderlich, was
schnelle Änderungen und Anpassungen ermöglicht.
Standardisierung: Weit verbreitete Standards und
Konventionen erleichtern die Implementierung und Nutzung.
Tools und Bibliotheken: Umfangreiche Unterstützung
durch eine Vielzahl von Tools und Bibliotheken für verschiedene
Programmiersprachen.
17.5 Skalierbarkeit und
Wartbarkeit
gRPC
Skalierbarkeit: Aufgrund der effizienten Nutzung
von Ressourcen und HTTP/2 eignet sich gRPC gut für hochskalierbare
Microservices-Architekturen.
Wartbarkeit: Änderungen an der
.proto-Datei erfordern eine Neugenerierung der Stubs, was
eine klare Versionierung und Synchronisation zwischen Client und Server
fördert.
Streaming-Unterstützung: Ermöglicht effiziente
Echtzeit-Kommunikation und Datenübertragung zwischen Diensten.
REST
Skalierbarkeit: Gut skalierbar durch die Trennung
von Client und Server sowie die Nutzung von Caching-Mechanismen.
Wartbarkeit: Einfachere Änderungen durch lose
Kopplung, aber ohne feste Verträge kann dies auch zu Inkonsistenzen
führen.
Caching: Effektive Nutzung von
HTTP-Caching-Mechanismen verbessert die Skalierbarkeit und
Performance.
17.6 Sicherheitsaspekte
gRPC
SSL/TLS: Standardmäßig unterstützt gRPC
verschlüsselte Verbindungen über HTTP/2.
Authentifizierung: Integrierte Unterstützung für
verschiedene Authentifizierungsmechanismen wie OAuth2 und JWT.
Autorisation: Flexibles Setup für die
Zugriffskontrolle auf Dienste und Methoden.
REST
SSL/TLS: Unterstützt verschlüsselte Verbindungen
über HTTPS.
Authentifizierung: Weit verbreitete Unterstützung
für Authentifizierungsmethoden wie Basic Auth, OAuth2 und JWT.
Autorisation: Gut integrierte Mechanismen für die
Zugriffskontrolle, oft über Middleware oder Frameworks wie Spring
Security.
17.7 Fehlerbehandlung
gRPC
Statuscodes: Verwendet eigene gRPC-Statuscodes, die
eine präzisere Fehlerbeschreibung ermöglichen.
Exception Handling: Fehler werden als
Statusmeldungen zurückgegeben, die detaillierte Informationen enthalten
können.
Streaming-Fehler: Fehler in Streaming-Methoden
können spezifische Fehlerzustände für Streams setzen.
REST
HTTP-Statuscodes: Verwendet standardisierte
HTTP-Statuscodes zur Fehlerkommunikation (z. B. 400 Bad Request, 404 Not
Found).
Fehlermeldungen: Flexibel in der Gestaltung von
Fehlermeldungen, oft in JSON-Format.
Konsistenz: Fehlermeldungen sollten konsistent und
gut dokumentiert sein, um die Client-Entwicklung zu erleichtern.
17.8 Use Cases und Empfehlung
gRPC geeignet für:
Microservices-Architekturen: Hohe Leistung und
effiziente Kommunikation zwischen Diensten.
Echtzeitanwendungen: Anwendungen, die
bidirektionales Streaming und geringe Latenz erfordern.
Hochperformante Systeme: Systeme, bei denen die
Übertragungsgröße und Latenz kritisch sind.
Sprachübergreifende Kommunikation: Anwendungen, die
in verschiedenen Programmiersprachen entwickelt werden.
REST geeignet für:
Öffentliche APIs: APIs, die von einer Vielzahl von
Clients genutzt werden, einschließlich Webbrowsern.
Einfache CRUD-Anwendungen: Anwendungen, die
einfache Anfrage-Antwort-Muster verwenden.
Interoperabilität mit Web-Technologien:
Anwendungen, die direkt im Browser konsumiert werden sollen.
Schnelle Entwicklung: Projekte, die schnell
gestartet und iteriert werden sollen, ohne strikte Verträge.
17.9 Best Practices bei der Auswahl
zwischen gRPC und REST
Anwendungsanforderungen analysieren
Leistungsanforderungen: Benötigen Sie hohe
Durchsatzraten und niedrige Latenzzeiten?
Kommunikationsmuster: Benötigen Sie bidirektionales
Streaming oder reicht das Anfrage-Antwort-Muster?
Client-Typen: Müssen Ihre APIs von Browsern oder
anderen gRPC-fähigen Clients genutzt werden?
Team-Kompetenzen berücksichtigen
Erfahrung: Hat Ihr Team Erfahrung mit
RPC-Frameworks oder bevorzugt es die Arbeit mit REST?
Tools und Infrastruktur: Verfügen Sie über die
nötigen Tools zur Unterstützung von gRPC (z. B
Zukunftssicherheit und Erweiterbarkeit
API-Wartbarkeit: Möchten Sie Ihre APIs leicht
erweitern und anpassen können?
Versionierung: Wie planen Sie die Versionierung und
Verwaltung von API-Änderungen?
Interoperabilität und Ökosystem
Kompatibilität: Müssen Ihre Dienste mit einer
Vielzahl von Plattformen und Sprachen kommunizieren?
Ökosystem-Unterstützung: Verfügen Sie über eine
breite Unterstützung durch Frameworks und Bibliotheken?
17.10 Zusammenfassung des
Vergleichs
Merkmal
gRPC
REST
Architekturstil
RPC
REST
Datenformat
Protocol Buffers (binär)
JSON, XML (textbasiert)
Transportprotokoll
HTTP/2
HTTP/1.1, HTTP/2
Kommunikationsmodell
Unary, Server Streaming, Client Streaming, Bidirektional
17.11 Fallstudie: Einsatz von gRPC
und REST in einem Microservices-Projekt
Angenommen, Sie entwickeln ein komplexes Microservices-System für
eine E-Commerce-Plattform. Sie haben verschiedene Dienste wie
Benutzerverwaltung, Bestellverwaltung, Produktkatalog und
Zahlungsabwicklung. Wie könnten Sie gRPC und REST in diesem Kontext
einsetzen?
Interne Kommunikation zwischen Microservices: gRPC
Gründe:
Hohe Leistung und Effizienz sind entscheidend für schnelle
Reaktionen und Skalierbarkeit.
Unterstützung für bidirektionales Streaming erleichtert
Echtzeit-Updates und asynchrone Kommunikation.
Starke Typisierung und automatische Stub-Generierung reduzieren
Fehler und verbessern die Wartbarkeit.
Beispiel: Der Bestellverwaltungsdienst kommuniziert
mit dem Produktkatalogdienst über gRPC, um Produktinformationen schnell
abzurufen und Bestellungen effizient zu verarbeiten.
Externe APIs für Frontend und Drittanbieter: REST
Gründe:
Breite Unterstützung und einfache Integration mit Webbrowsern und
mobilen Apps.
Flexibilität in der Datenformatwahl (z. B. JSON) erleichtert die
Nutzung durch verschiedene Clients.
Einfachere Implementierung und schnellere Iterationen bei der
Entwicklung.
Beispiel: Die Benutzerverwaltungs-API wird über
REST bereitgestellt, sodass Frontend-Anwendungen und Drittanbieter
problemlos auf Benutzerinformationen zugreifen können.
17.12 tl;dr
gRPC und REST sind leistungsfähige Kommunikationsprotokolle mit
unterschiedlichen Stärken. gRPC bietet hohe Leistung, effiziente
Datenübertragung und umfassende Unterstützung für verschiedene
Kommunikationsmodelle, was es ideal für Microservices und
Echtzeitanwendungen macht. REST hingegen besticht durch seine
Flexibilität, breite Unterstützung und einfache Integration mit
Web-Technologien, wodurch es sich hervorragend für öffentliche APIs und
Webanwendungen eignet. Die Entscheidung zwischen beiden hängt von den
spezifischen Anforderungen Ihres Projekts ab, wobei eine Kombination oft
die optimale Lösung darstellt.